Geschichts-Werkstatt arbeitet mit Biografie-Erkundungen

Sesshaft geworden sind wir Anfang Mai 2018 mit eigenen Räumen im Gebäude des Rehburger „Raths-Kellers“ – und dorthin sind seitdem bereits etliche Schulklassen gekommen, um sich in unserer Geschichts-Werkstatt mit den Menschen aus der jüdischen Gemeinde Rehburgs auseinanderzusetzen.

„Das haben wir nicht gewusst – dass das so nah ist.“ Zum Ende der Vormittage in der Geschichts-Werkstatt ist dieses eine Aussage, die häufig von den Schülern kommt. Betroffen sagen sie das. Sie wussten nichts davon, dass auch in einer solch kleinen Gemeinde wie Rehburg eine jüdische Gemeinschaft lebte, deren Mitglieder in der NS-Zeit mitten aus dem Ort heraus entweder flohen oder aber deportiert und ermordet wurden.
Diesen Menschen näherkommen, sich mit ihren Schicksalen auseinandersetzen und sich in die Gedanken- und Gefühlswelt der Juden Rehburgs hineinversetzen ist der Ansatz, mit dem wir arbeiten. Fünf pensionierte Lehrer lassen sich seitdem gerne darauf ein und begleiten die Jugendlichen.

 

Luxuriös ist diese Unterrichtsgestaltung, denn je Schulklasse, die dorthin zu Besuch kommt, stehen mindestens drei Lehrer zur Verfügung, die intensiv in Kleingruppen mit den Schülern arbeiten. Eine einzelne Biografie nur ist es, der jede der Schülergruppen sich annähert.
Da ist das Mädchen Paula, in das sie sich hineinversetzen sollen, als es 1939 als einziges von sechs Geschwistern die Chance bekam, Deutschland mit einem Kindertransport zu verlassen. Allein in ein fremdes Land, während die Familie zu Hause weiterhin dem ausgesetzt ist, was die Nazis den Juden antaten – über die reine Erkundung des Schicksals von Paula hinaus werden die Schüler aufgefordert, sich in Gedanken und Gefühle von ihr, wie auch ihrer Eltern hineinzuversetzen. Mal sind es Postkarten, die sie schreiben sollen, mal ist es ein Rollenspiel, das sie vorbereiten und ihrer Klasse präsentieren.

 

Andere Schüler lernen den Jungen Walter kennen, der in Rehburg auf offener Straße von anderen Jungen verprügelt wurde – nur, weil er ein Jude war. Die Jüdin Frieda hingegen überlebte das Konzentrationslager, kam als einzige aus der Rehburger Gemeinde dorthin zurück. Welche Gedanken hatte sie, wenn sie Jahre später im Kreis von Rehburgern an einer Kaffeetafel saß? Und wie kann das Gespräch der Familie Hammerschlag 1937 am Shabbat-Tisch ausgesehen haben, als sie zuerst überlegten, ob sie in Rehburg bleiben oder ihre Heimat verlassen sollten? Am festlich gedeckten Tisch inmitten der Ausstellung führen die Jugendlichen solche Gespräche – stellvertretend für die Mitglieder der Familie Hammerschlag. Nah an die Schüler heran kommen die Schicksale dieser Rehburger außerdem, weil jede Gruppe auch auf die Straßen Rehburgs geht – direkt zu den ehemaligen Wohnhäusern der Juden, vor denen Stolpersteine zum Gedenken verlegt worden sind.

 

Bislang haben acht Schulklassen die Angebote unserer Geschichts-Werkstatt genutzt. Mit einigen Schulen wie der Oberschule Loccum und der Rehburger Wilhelm-Busch-Schule bestehen bereits Vereinbarungen, Jahr für Jahr mit sämtlichen 9. beziehungsweise 10. Klassen diesen Besuch einzuplanen. Mit anderen, wie der IGS Nienburg, beginnen Gespräche für noch intensivere Kooperationen und mit noch mehr Schulen aus der Umgebung steht unser Team in Kontakt, um für das kommende Schuljahr zu planen. Auch einige Kirchengemeinden haben sich schon mit ihren Konfirmanden angemeldet.

Schulen und andere Institutionen, die mit Jugendlichen arbeiten, können weitere Informationen unter der Telefonnummer (0 50 37) 13 89 erhalten. Alle Angebote in der Geschichts-Werkstatt sind kostenlos und Lehrkräften wird darüber hinaus weiterführendes Material zur Unterrichtsgestaltung angeboten.

Das Konzept der Schulungen ist hier als PDF angehängt:

Seminareinheiten.pdf
Adobe Acrobat Dokument 3.2 MB

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31547 Rehburg-Loccum

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Weitere Tipps

„Faktencheck zur NS Zeit für Schüler“
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