Feinheiten und Grobheiten des Pastorenlebens

Matthias Schlicht stellt sein Buch „Glaubenspfeffer“ vor

„Glaubenspfeffer“ heißt das Buch, das der Kirchenkabarettist Matthias Schlicht geschrieben und am 9. März in der „Romantik Bad Rehburg“ vorgestellt hat. Pünktlich um 19.30 Uhr ist die Tür zum Saal geschlossen worden. So voll war der Raum zu der Lesung, dass Nachzügler keine Chance mehr auf einen Platz hatten.

Kleine und große Gesten, Mimik und Ausdruck – Matthias Schlicht liest aus „Glaubenspfeffer“.
Kleine und große Gesten, Mimik und Ausdruck – Matthias Schlicht liest aus „Glaubenspfeffer“.

„Der christliche Glaube ist von Haus aus keine lustige Religion. Das Lachen ist nicht gerade eine Haupt­beschäftigung des biblischen Gottes.“ Nachzulesen in „Glaubens­pfeffer“. Geschrieben von Margot Käßmann, die das Vorwort zu Matthias Schlichts Buch beigesteuert hat. Dass es dennoch völlig legitim und eigentlich sogar notwendig ist, das Lachen auch als Christenmensch in die Welt zu tragen, begründet Käßmann einige Sätze weiter mit Luther. Der habe gesagt: „Wenn ich wüsste, dass der Herrgott keinen Humor hat, so wollte ich erst gar nicht in den Himmel kommen.“ Die Chancen für Matthias Schlicht, sich dereinst im Himmel bestens mit Luther und dem Herrgott zu verstehen, sind gut – denn für Humor sorgt er hier auf Erden schon ordentlich.

 

Das beweist er in diesen Tagen mit seinem neuen Buch und auch immer dann, wenn er es vorstellt. „Lesung“ hat es in der Ankündigung zu dem Abend mit Schlicht geheißen, den er unserem Arbeits­kreis Stolpersteine Rehburg-Loccum zur Aufbesserung unserer Finanzen geschenkt hat. Über eine Lesung geht das, was Schlicht an solchen Abenden präsentiert dann aber doch hinaus. Den Kabarettisten in sich kann er beim schlichten Vorlesen keinesfalls verleugnen. Er liest pointiert, rollt mit den Augen, grimassiert und flirtet mit seinem Publikum. Dass er dann auch immer mal wieder vom gedruckten Text abweicht und gerne ins Erzählen gerät, hat den Abend noch amüsanter gemacht.

Gepfefferter Glaube: Matthias Schlicht signiert nach der Lesung was das Zeug hält.
Gepfefferter Glaube: Matthias Schlicht signiert nach der Lesung was das Zeug hält.

Noch leichteres Spiel als an manchen anderen Orten hat Schlicht selbstverständlich immer dann, wenn er im Landkreis Nienburg auftritt, denn schließlich verbindet ihn mit diesem eine lange Geschichte: sein Vikariat hat er in Nienburg gemacht, hat im Predigerseminar des Klosters Loccum zunächst selbst die Schulbank gedrückt und in späteren Jahren die Ausbildungsstätte für Vikare dort geleitet. Wiedererkennung ist also bei manchem, was Schlicht kabarettistisch aufarbeitet, besonders für die Menschen aus diesem Umfeld gegeben, denn schließlich nimmt er gerne eigene Erlebnisse und Beobachtungen aufs Korn. In Nienburg etwa, so schreibt er in „Glaubenspfeffer“, hat er die Feinheiten – und Grobheiten – des Pastorenlebens in allen Aspekten kennen gelernt. „Wie bewältigt man sieben Beerdigungen in zehn Tagen, bei denen es ständig regnet? Darf man beim Geburtstagsbesuch um 11 Uhr das zweite Stück Sahnetorte ablehnen? Wie geht man mit dem angebotenen selbst gemachten Eierlikör um, wenn es heißt: „Der hat schon drei Jahre in der Flasche gereift?“ Mit welchen Ausreden kann man eine Pfarrkonferenz schwänzen?“ Antworten auf diese Fragen habe er bei Nienburgs Pastor Friedrich Holze bekommen – der selbst im Publikum saß und sich köstlich über das amüsierte, was sein ehemaliger Vikar dort auf der Bühne erzählte.

Zwei Künstler auf der Bühne: Matthias Schlicht liest, Daniel Fernholz musiziert.
Zwei Künstler auf der Bühne: Matthias Schlicht liest, Daniel Fernholz musiziert.

Begleitet hat den Kirchen­kaba­rettisten an diesem Abend der Liedermacher Daniel Fernholz – mit Liedern, die mal an Mey, mal an Wader erinnerten, die allesamt aber aus Fernholz Feder stammen. Das war schön, das war stimmig. Gemeinsam gestalteten die beiden Künstler die Zugabe und bedienten sich dazu eines Dritten: Hanns Dieter Hüsch, Vorbild von Schlicht, schrieb vor 20 Jahren das Stück „Das Phänomen“. Dieses, vorgetragen zum Schluss, machte deutlich, weshalb Schlicht unserem Stolperstein-Arbeitskreis diese Lesung geschenkt hat: Diskriminierung, Rassismus, Unterdrückung – gegen diese aufzustehen, ist auch ihm ein Anliegen. Und das will er noch ein weiteres Mal tun. Auch einen Abend mit seinem neuen Programm, das er bis zum Herbst fertig stellen will, möchte er dem Arbeitskreis schenken. Wer nicht bis zu diesem nächsten Auftritt in Bad Rehburg warten möchte, kann beispielsweise am Freitag, 25. März, 21.45 Uhr, den Fernseher auf N3 einschalten. In der NDR Talk Show ist Matthias Schlicht dann zu Gast.


„Glaubenspfeffer“ ist im Gütersloher Verlagshaus erschienen und für 14,99 Euro im Buchhandel erhältlich.

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