„Das Volk macht seiner Empörung Luft“ betitelte das Stolzenauer Wochenblatt die Ereignisse der Pogromnacht vom 9. November 1938 in seiner Ausgabe vom 11. November:
=n Auch in unserer engeren Heimat hat der feige Meuchelmord, der in Paris von einem jüdischen Emigranten an den Gesandtschaftsrat vom Rath verübt worden ist, tiefe Trauer und Erbitterung über das
Treiben der Juden ausgelöst. In allen Ortschaften, in denen sich noch Juden befinden, kam es zu spontanen judenfeindlichen Kundgebungen, in denen sich die Empörung des Volkes Luft
verschaffte.
Alljude hat auch in unserer Gegend die Antwort auf sein verbrecherisches verhalten bekommen. In keinem Judenhause blieben die Fensterscheiben ganz und die Synagoge wurde restlos ausgeräumt und
vollkommen abgedeckt. Nur noch die Umfassungsmauern stehen von einem Bau, in dem die hasserfüllten Lehren des Talmud gelehrt wurden. Dieser Fremdkörper in unserer Gemeinde wird hoffentlich recht
bald restlos verschwinden. Den Juden selbst wurde kein Haar gekrümmt, obgleich die Empörung gegen ihr schamloses Verhalten bei allen Volksgenossen gleich groß war. Zum Zwecke ihrer eigenen
Sicherheit wurden aber nahezu alle Juden, die noch in unserer Gegend leben, in Schutzhaft genommen. Plünderungen fanden nirgends statt, denn überall sorgten die SA-Männer dafür, dass nicht
Unberufene in die Judenhäuser eindringen konnten.